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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 231

1902 - Karlsruhe : Lang
— 231 — der zahlreichen giftigen Bisse der Schlangen herrschte eine allgemeine Sterblichkeit unter den Menschen und Tieren. Sobald der Heilige zu predigen begann, strömte ihm eine unzählige Menge von Kranken zu. Er verkündete ihnen aber vor allem, daß sie von ihrer Krankheit nur geheilt werden könnten, wenn sie dem Dienste der heidnischen Götter entsagten. Daraus stärkte er sich mit dem Leibe des Herrn und begab sich in das innere Gewölbe des Theaters. Wie die Schlangen die Schritte des hl. Clemens vernahmen, krochen sie eiligst herbei und hoben ihre Hälse in die Höhe, um den Mann Gottes zu vernichten. Doch er trat ihnen mit dem Kreuzeszeichen unerschrocken entgegen. Die größte Schlange band er mit seiner Stola sest und schleppte sie mit eigenen Händen nach dem Flusse Seille, der in der Nähe vorüberfließt, und befahl dem Tiere mit all seinem (Befolge durch den Fluß zu schwimmen und sich an einen Ort zu begeben, wo menschliche Wohnungen sich nicht vorfänden. Seit der Zeit läßt sich an diesem Orte auch der kleinste Wurm nicht mehr blicken. Nun wandte sich das Volk mit Freuden dem kühnen Schlangen-vertreiber zu und ließ sich gerne von ihm taufen. Clemens aber errichtete die ersten Kirchen in seiner Bifchofsftadt, von denen er eine dem hl. Petrus weihte. In der Krypta dieses Gotteshauses fand er eine heilbringende Quelle, die er kunstvoll fassen ließ. Noch in späterer Zeit wurde das Wasser als heilkräftig gegen Krankheiten getrunken. Die Kirche zu Metz ehrt auch jetzt noch ihren Stifter als Patron des Bistums und seiert den Tag des Heiligen nach kirchlicher Sitte am 23. November. 4. Der heilige Chrodegang. Unter den Bischöfen von Metz zeichnete sich in der Zeit Karls des Großen besonders der Hl. Chrodegang als treuer Hirt seiner Herde ans. Er sorgte vor allem sür die Bildung des Volkes, für den Unterricht der Jugend. Deshalb vereinigte er die Domherren zu einem gemeinsamen Leben und schrieb ihnen selbst die Regel für ihre Lebensweise vor. Sie sollten die Kinder im Lesen und Schreiben, im Singen der Psalmen und in der christlichen -Religion unterrichten. Ältere Schüler sollten sie zu tüchtigen Geistlichen heranbilden. Die Regel des hl. Chrodegang fand bald im übrigen Frankenreiche Nachahmung; an vielen Bischofssitzen wurden Domfchnlen gegründet, und in ihnen wurden Kunst und Wissenschaft gepflegt. 5. Die ältesten Klöster des Landes. Als nach der Völkerwanderung wieder Ruhe in die Länder des Abendlandes kehrte, waren besonders die Mönche Träger der

2. Geschichte - S. 1

1913 - Berlin : Oehmigke
Geschichte. 1. Alt-Brandenburg. Aus eaiib und Kiefern hat bich Gott geschaffen, Alt-Branbenbnrg, mein liebes Heimatlanb. Im Schweiß muß beine Güter sich erraffen, wer bich bewohnt, mit harter, starker Hand. Still ist es rings. Der Winb pfeift durch die Wipfel: oon weitem klingt's wie ferner Glockenton. Und stolz wie beiner schlanken Bäume Gipfel geht durch die Heibe festen Schritts bein Sohn. Ein trotzig Volk und stark sinb beine Mannen; in Sorg' und Müh' zogst bu sie liebenb groß. Erst wenn die Perlen von der Stirne rannen, gibst bu die Schütze, die bu birgst im Schoß. Doch bafür spenbest bu auch reiche Gaben, die man von je an beinen Kinbern schätzt; was sie im Ernst sich vorgenommen haben, mit Fleiß und Treue wirb es burchgefetzt. o h l, Unsere Marl Brandenburg. Ii. Teil. 1

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 44

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 44 — aus der Erde wuchsen, nahm Jason einen Zauberstein, den ihm Medea gegeben, und warf ihn mitten unter die Männer. Alle wollten ihn haben, gerieten untereinander in Streit und erschlugen sich gegenseitig. 4. Iasou raubt das Vließ. Da wurde Äetes bange um seine Herrschaft, und er wollte den gefährlichen Helden nachts töten lassen. Aber Medea verriet diesem den heimtückischen Plan. Sie gab ihm abermals ein Zaubermittel, das den Drachen vor dem goldenen Vließe einschläferte, und zusammen raubten sie den kostbaren Schatz. Dann eilten beide zu den Gefährten an das Gestade, bestiegen eiligst das Schiff und fuhren davon. Medea hatte ihren kleinen Bruder mitgenommen. Als sie sah, daß ihr Vater mit seinen Schiffen den Flüchtigen nacheilte, tötete sie den Knaben, zerstückelte ihn und zerstreute die Teile nach allen Richtungen. Äetes wurde beim Anblicke der traurigen Reste seines Sohnes von tiefem Schmerze ergriffen; er sammelte sie auf und kehrte zurück, um sie feierlich zu bestatten. Der Zorn der Götter aber lag fortan auf Jason und Medea. 5. Jasons Ende. Zunächst brachten sie das goldene Vließ nach Jolkos zu Jasons Oheim Pelkas. Der wollte aber noch nicht Jason die Herrschaft abtreten, wie er versprochen hatte. Da bewog Medea seine eigenen Töchter, ihn umzubringen. Sie redete ihnen vor, sie könne durch ihre Zauberkünste den Alten wieder jung machen, wenn er tot sei. Da töteten ihn die Törichten. Wegen dieses neuen Frevels wurde Medea mit Jason aus Jolkos vertrieben. Zuletzt trennte sich Jason von der fluchwürdigen Zauberin und vermählte sich mit der Tochter des Königs von Korinth. Aus Rache sandte Medea der Nebenbuhlerin ein vergiftetes Gewand. Als diese es anzog, ging es in Flammen auf und verbrannte sie mit Jason, der ihr zu Hilfe geeilt war. Die rasende Medea aber tötete ihre eigenen Kinder und flog auf einem geflügelten Drachen von dannen. 20. Der trojanische Krieg. 1. Der Raub der Helena. Auf der westlichen Küste Kleinasiens lag die große Stadt Troja. Dort herrschte der König Priämus; der war reich und mächtig und hatte viele Söhne und Töchter. Einer seiner Söhne hieß Paris, ein Jüngling schön von Gestalt, aber leichtfertigen Sinnes. Dieser fuhr einst über das Meer nach Griechenland und kam in die Stadt Sparta zum Könige Mene lau s. Gastlich ward er aufgenommen und viele Tage köstlich gepflegt und bewirtet Aber er vergalt diese Wohltat schlecht. Als Menelaus gerade ab-

4. Für die Klassen 7 und 6 - S. 34

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
34 Als die 12 Recken in Konstantinopel landeten, staunte das Volk auf der Strae der den prchtigen Zug und drngte zum Palaste des Kaisers, um zu sehen, was die Fremdlinge wollten. Kaum aber hatte Leupold die Werbung seines Knigs ausgesprochen, als Konstantin rief: Elender, weit du nicht, da du und die andern das Leben verwirkt haben? Dientet ihr nicht einem so mchtigen König, so wrde ich euch gleich tten lassen. Ihr sollt eitern bermut im Kerker den, wo weder Sonne noch Mond hineinscheinen." So wurden die Unglcklichen in ein finstres und feuchtes Gefngnis geworfen. Ein ganzes Jahr wartete König Rother auf die Rckkehr seiner Ge-treuen vergeblich, da wute er, da es ihnen schlecht gegangen war. Alle Könige, die ihm Untertan waren, alle seine Grafen, Ritter und Krieger rief er zusammen, er wollte einen groen Zug nach Konstautinopel unter-nehmen, um die Verlorenen zu retten oder zu rchen. Als sie aufbrachen, befahl er allen, ihn nicht König Rother zu nennen, sondern Dietrich und berall zu erzählen, da sie von König Rother vertrieben wren und als Verbannte in der Welt umherirrten. Nach kurzer Fahrt kamen sie in der griechischen Hauptstadt an. Als Rother, oder wie er sich jetzt nannte, Dietrich, dem Kaiser von seinem und seiner Genossen Unglck erzhlte und ihn bat, sie in seinen Schutz auszunehmen, dachte Konstantin, da es fr sein Reich von groem Nutzen sei, solche Helden zum Kampf wider alle Feinde bei sich zu haben, und erfllte gern ihre Bitte. Er lud alle zu einem prchtigen Festmahl in seinen Palast. Hier merkten die Griechen bald, was fr starke Helden diese Deutschen waren. Als der eine aus Versehen einen Hfling etwas in die Seite stie, flog der Unglckliche weithin durch den ganzen Saal. Bei Tisch ging wie gewhnlich ein zahmer Lwe, der Liebling des Kaisers, hinter den Sthlen umher, um Leckerbissen zu bekommen. Der eine Recke, der dies nicht dulden wollte, nahm das Tier, welches ihm eben einen Bissen vom Munde wegschnappen wollte, mit starker Faust, und ohne nur aufzustehen, schleuderte er den Lwen der die Kpfe aller Gste weg an die Wand, so da er heulend mit gebrochenen Gliedern zu Boden fiel und starb. So erwarben sich die Fremden immer mehr Achtung beim Volke und Kaiser. Letzterem schenkte Dietrich auch einen groen Teil seiner Schtze. Dies alles hrte auch Oda, die schne Kaisertochter, und begehrte bald, den ruhmreichen Helden zu sehen. Heimlich bestellte sie ihn zu sich in ihre Gemcher und bat ihn, ihr auch einige Kostbarkeiten zu zeigen. Gern erfllte er diesen Wunsch und sandte ihr durch die Kammerfrau

5. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 18

1910 - Düsseldorf : Schwann
begier auf ihren Schlachtrossen den Beginn des Kampfes erwarteten. Diesen eröffnete der tapfere Herzog Johann von Brabant. An der Spitze einer kleinen, auserlesenen Schar ritt der ruhmbedeckte Kriegsheld mutig dem Feinde entgegen und griff zuerst die Lanzenträger des Erzbischofs an, die dieser aus seinen westfälischen Besitzungen zum Kriege angeworben hatte. Mann an Mann gereiht, stand das westfälische Fußvolk in einem Viereck und streckte den Brabantern einen Wald von Lanzen entgegen, den langen Schaft derselben fest auf den Boden stemmend. Aber todesmutig stürzten sich die bra-baiüischen Ritter in die dichten Reihen und brachten sie in Unordnung. Jetzt drangen die Feinde von allen Seiten auf die kleine Schar ein. Tie Brabanter wehrten sich mit unvergleichlicher Tapferkeit gegen eine große Übermacht. Allen voran kämpfte mit Löwenmut ihr Herzog Johann. Wo der Kampf am schlimmsten tobte, da fauste am wuchtigsten sein scharfes Schwert, und mancher edle Ritter, von Johanns Hand hingestreckt, tränkte mit seinem Blute die Worringer Heide. Dies gewahrte in den Reihen der Feinde mit Verdruß und Besorgnis der tapfere Graf Heinrich von Luxemburg, der Vater des späteren deutschen Kaisers Heinrich Vii., und er brannte vor Begierde, sich mit dem Herzog im Zweikampf zu messen. Mitten durch die Schlachtreihen brach er sich auf feinem Rosse Bahn und sprengte auf den Herzog zu. Zuerst raunten die beiden Helden mit eingelegten Lanzen aufeinander los; aber keiner vermochte den andern auch nur im Sattel zu bewegen. Tann griffen sie zu ihren Schwertern, und laut erdröhnten die wuchtigen Schläge auf den ehernen Rüstungen; doch diese trotzten den scharfen Schwertern. Jetzt stießen sie die Schwerter in die Scheiden und faßten sich unter die Arme, um sich gegenseitig von den Rossen herab auf die Erde zu schleudern. Schrecklich war das Ringen der fürstlichen Helden. Als ein brabantifcher Ritter feinen Herrn in Gefahr sah, sprengte er im schnellsten Galopp mit vorgestreckter Lanze gegen den Grafen von Luxemburg heran und traf ihn mit einem so kräftigen Stoße, daß er tot vom Pferde sank. Herzog Johann aber, von Unmut erfüllt über diesen Ausgang des Kampfes und betrübt über den Tod des ritterlichen Helden, rief dem Ritter zu: „Unglücklicher, was haft du getan! Den tapfersten Ritter des ganzen Heeres hast du getötet! Wahrlich, Heinrich von Luxemburg war ein Mann, der es verdient hätte, ewig zu leben!" Auch drei Brüder Heinrichs starben in der Schlacht ruhmvollen Heldentod. Als die Luxemburger ihre Führer fallen sahen, ergriffen sie die Flucht; aber der Erzbischof Siegfried griff mit neuen Streitkräften die ermatteten Brabanter an. Tiefe hatten gegen die Erzbischöflichen einen schweren Stand, und es schien, als sollten sie der Übermacht erliegen. In diesem Augenblicke der höchsten Not griff Adolf mit feinem Fußvolk, das er bis dahin zurückgehalten hatte, in den

6. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 236

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
236 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. Teilen stand in Hellen Flammen. Gregor von Tours erzählt, der Bur-gundenkönig Gundewech habe vier Söhnen das Erbe hinterlassen, die hießen Gundobad, Godegisel, Chilperich und Godomar. „Guu-dobad aber tötete seinen Bruder Chilperich mit dem Schwerte und ließ dessen Gemahlin mit einem Stein um den Hals ins Wasser werfen. Ihre beiden Tochter aber verbannte er vorn Hofe, die ältere, welche Nonne wurde,*) hieß Chrona, die jüngere Chlothilde (Chlodechilde, Chrotichildis). Da aber Chlodowech oftmals Botschaft sandte in das Burguudenland, sahen seine Boten einst Chlothilde, die Jungfrau; und da sie fanden, daß sie schon und verständig sei, und in Erfahrung brachten, daß sie dem Königsgeschlecht angehöre, meldeten sie dies dem König Chlodowech. Und sofort schickte er eine Gesandtschaft an Gundobad und hielt um ihre Hand an. Jener scheute sich, ihn abzuweisen und übergab den Boten die Jungfrau. Als diese sie erhalten hatten, eilten sie zum Könige und stellten sie ihm vor, und da er sie sah, fand er großes Wohlgefallen an ihr und nahm sie zur (She (493)." Dieser dürftige Bericht wird nun durch zwei ausführliche, aber jüngere Erzählungen ergänzt, die beide offenbar viel mehr der Volkssage als der eigentlichen Geschichte entsprungen sind, und von denen wir die altere, die dem siebenten Jahrhundert angehört, hier mitteilen.**) „Gundobad tötete seinen Bruder Chilperich mit dem Schwerte, ertränkte dessen Gemahlin, erschlug ihre beiden Sohne und strafte ihre beiden Töchter mit Verbannung.... Chlodowech schickte oftmals Gesandte in das Bur-gunöenland und freite um Chlothilde. Da es ihm aber nicht gelang, das Antlitz der Jungfrau zu sehen, sandte er dorthin einen römischen Mann mit Namen Aurelianus, ob er vielleicht durch irgend eine List ihrer ansichtig werden könnte. Aurelianus machte sich allein auf den Weg, legte ein schmutziges Kleid wie ein Bettler an, nahm einen Sack auf den Rücken und zog nach Burgund. Er führte auch Chlodowechs Ring bei sich, um leichter Glauben zu finden. Und als er nach der Stadt Genf kam, fand er dort Chlothilde mit ihrer Schwester. Da sie nun Fremde gastlich zu bewirten pflegten, nahmen sie, um sich einen Gotteslohn zu verdienen, auch den Bettler auf, und Chlothilde wusch ihm die Füße. Da neigte er sich zu ihr herab und sagte leise: „Herrin, ich hätte dir eine große Botschaft zu verkünden, wenn du mir nur Gelegenheit gewähren wolltest, im geheimen *) Hieraus und aus dem Folgenden ergießt sich, daß Chrona und Chlothilde, unzweifelhaft von ihrer Mutter her, den katholischen Glauben bekannten: möglich, daß Chilperich zur römischen Kirche übergetreten war und daß Gundobad dies zum Vorwand^nahm, ihn samt seiner Familie aus dem Wege zu räumen. **) Sie findet sich in der Weltchronik des sogenannten Fredegar, die fechvg bis siebzig Jahre nach Gregors Geschichtswerke geschrieben ist. Siehe Giesebrecht a. a. O. 2, S. 273.

7. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 28

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
28 Die Langobarden bis zum Verlust ihrer Selbständigkeit. Audoins Sohn, und Turismod (Thorisrnnnd), der Sohn des Gepiden-königs Turisind, im Kampfgewühl aufeinander trafen und Alboin zuletzt seinen Gegner mit dem zweischneidigen Schwert durchbohrte, also, daß Turismod tot vom Roß auf die Walstatt sank, bestürzt' sahen die Ge-piden den Fall ihres Königssohnes, aller Mut entfiel ihnen, sie wandten sich zur Flucht. Die Langobarden setzten ihnen nach und töteten eine große Menge. Durch die fürchterliche Niederlage sahen sich die Gepiden genötigt, sofort um Frieden zu bitten, der ihnen auch gewährt wurde, da Justiuian ihn befürwortete. Audoin hatte, als er Siegesboten an den Kaiser sandte, nicht unterlassen, diesem darüber Vorwürfe zu machen, daß kein Hilfsheer zur Stelle gewesen sei, während er dem Kaiser eine so große Menge Langobarden geschickt habe, um unter Narses gegen Totila zu ziehen.*) Sowohl Audoin als Justinian verlangten nun als erste Bedingung des Friedens von den Gepiden die Auslieferung des Hildichis, der wie gesagt zu den Gepiden zurückgekommen war. Turisind trug den Fall dem großen Thing der Edlen und Freien vor und verlangte von ihnen Beantwortung der Frage, ob er den beiden Herrschern den Willen thun dürfe. Da aber erklärte die Versammlung, er dürfe es unter keinen Umständen thun; es sei viel besser, das ganze Volk der Gepiden gehe mit Weibern und Kindern zu Grunde, als daß es den Fluch eines solchen Frevels gegen das heilige Gastrecht auf sich lüde. Dieser Volksspruch stürzte den Turisind in große Verlegenheit; denn er konnte, wie Prokop richtig bemerkt, nichts gegen den Willen des Volkes thun, und andrerseits wollte er doch auch nicht den gefährlichen Krieg mit Langobarden und Römern von neuem entbrennen lassen. Endlich fand er einen Ausweg; auch Turisind hatte — wie einst Wacho — sich die Krone durch eine Gewaltthat errungen: dem Sohne des vorigen Gepidenkönigs, Elemnnd, dem unmündigen Ostrogota, hatte er sie geraubt. Der hilflose Knabe war zu den Langobarden geflohen. Jetzt erwiderte Turisind das Ansinnen Audoins und Justinians durch ein gleiches; er verlangte nämlich die Auslieferung Ostrogotas gegen die des Hildichis, überzeugt, daß die Langobarden sich dessen weigern würden, oder doch in dem für ihn beruhigenden Gedanken, daß Audoin ein gleiches Verbrechen wie er auf sich laden werde. Doch die Langobarden wollten gleichfalls nicht das Gastrecht so öffentlich verletzen. Nichtsdestoweniger starben bald darauf (552) beide Prinzen durch Meuchelmord, ein jeder dir Könige räumte den Feind des andern heimlich aus dem Wege, damit der eben geschlossene Friede zwischen Langobarden und Gepiden nicht gebrochen werde. Anmutigeres weiß die langobardische Volkssage, die an jene Gepiden- *) Vgl. Bd. 2, S. 338.

8. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 106

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
106 Die Langobarden bis zum Verlust ihrer Selbständigkeit. nicht mit ihm kämpfen. Denn ich sah über ihm den Erzengel Michael schweben, bei dem ich ihm einst Treue schwur." Da sagte einer seiner Mannen gerade heraus: „Vor Angst siehst du am lichten Tag Gespenster. Sprich nur nicht von Schwur und Treue! Uber solche Kleinigkeiten bist du ja längst hinaus." Aus einen Wink von Alachis erdröhnten die Schlachthörner; ein blutiger Kampf begann, bis endlich der Tyrann vom Rosse sank und seine Seele aushauchte. Seine Scharen ergriffen, als sie des Führers Untergang vernahmen, die Flucht; aber wen das Schwert nicht erreichte, der fand in den reißenden Wellen des Addaflusses sein Ende. Dem Leichnam des Alachis schlug man das Haupt und die Beine ab; bet ungeftalte Rumps blieb ans der Walstatt liegen. Die Frianler Mannschaft nahm an dieser Schlacht keinen Teil, weil sie wiber ihren Willen dem Alachis geschworen hatte und boch auch nicht gegen den rechtmäßigen König kämpfen wollte. Der König aber, dem Gott beit Sieg verliehen hatte, kehrte unter dem Frohlocken des Volkes in festlichem Gepränge nach Pavia zurück. Hier ließ er den Leichnam des eblen Priesters Seno, der so hochherzig für ihn in den Tod gegangen war, in der Kirche des heiligen Johannes feierlich beisetzen. Auf der Ebene, wo er den Sieg über Alachis errungen hatte, erbaute er ein Kloster zu Ehren des kriegerischen Heiligen Georg. — Später geschah es, daß die Brüber Albo und Grauso sich in eine Verschwörung gegen Kunittfpert einließen, und als biefer bavon Kunbe erhielt, pflog er geheimen Rat mit seinem Marpais ober Stallmeister, wie er die beibett gefangen nehmen und hinrichten lasse wolle. Die Sage berichtet aber folgenbes seltsame Ereignis. Währenb der König und sein Marschall miteinander redeten, saß an dem Fenster, wo sie standen, eine große Fliege. Kuninkpert schlug mit dem Messer nach ihr, um sie zu töten, traf aber nicht recht und schnitt ihr nur ein Bein ab. Die Fliege flog mit großem Gesumm davon. Aldo und Grauso wollten, da sie nichts ahnten, eben nach dem Königspalost gehen und schritten gerade an der St. Romanuskirche vorüber. Da begegnete ihnen ein hinkender Mann, dem ein Bein fehlte; der sagte: „Geht nicht zum Könige; sonst werbet ihr umgebracht." Die beiben erschraken heftig und flohen in die Kirche, wo sie sich an den Altar fetzten. Nicht lange banach melbete man dem König, Aldo und Grauso hätten sich in die Romanuskirche geflüchtet. Da machte Kuninkpert feinem Marschalk Vorwürfe, warum er die beiden Brüder gewarnt hätte. Dieser aber versetzte: „Mein Herr und König, du weißt doch, daß ich seit unserer Unterredung bir nicht aus den Augen gegangen bin. Wie sollte ich also einem andern etwas bavon verraten haben?" Daraus schickte der König einen Boten an Aldo und Grauso und ließ sie fragen, warum sie zu der heiligen Stätte geflohen feien. Sie antworteten:

9. Der Freischöffe von Berne - S. 63

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 63 — des Sarges; er war der geliebten Leiche gefolgt, als man sie nun an den Herd trug, und wenn jemand versuchte, ihn von dort zu entfernen, so krümmte er fauchend den Rücken und zeigte seine spitzen Zähne und scharfen Krallen, so daß endlich Bolko befahl, das treue Tier, welches ja niemanden störe, an seinem Platze zu lassen. Endlich waren alle Geladenen erschienen, auch nicht einer war zurückgeblieben. Da befahl der Freischöffe, die Thüren zu schließen, und nachdem der Fronvogt sich überzeugt, daß niemand in der Versammlung sei, der nicht zu den „Wissenden" gehöre, trat Tammo von Huutorp an den Sarg seiner dahingeschiedenen Schwester. Mit hinreißender Beredtsamkeit verherrlichte er die hohen Tugenden der Entschlafenen, die ein jäher Tod so plötzlich aus der Mitte ihres Hauswesens, von der Seite ihres Gemahls und ihrer Kinder weggerissen habe; dann schilderte er die Gefahren, die dem freien Volke der Stedinger drohten vor den gewissenlosen Priestern, die der Erzbischof von Bremen statt der geliebten Söhne ihres Volkes an die Kirchen im Lande gestellt. Am Schluß seiner Rede sagte er: „Habt Ihr vergessen, wie vor wenigen Jahren durch die Tücke der Pfaffen unser Land dem Untergange nahe war? Habt Ihr vergessen, wie am letzten Weihnachtsfeste, als wir durch Gottes Gnade den herrlichen Sieg über die Feinde davongetragen, kein Priester sich fand, der mit uns Gott gedankt hätte für den Sieg? Ja, und solltet Ihr es vergessen haben — ruft Euch der neueste Frevel, dessen Opfer wir in der Gestalt unserer entschlafenen Mitschwester vor Augen haben, nicht all diese Unbill ins Gedächtnis zurück? Wo sind wir noch sicher vor den Unthaten der Pfaffen, wenn dieselben sich nicht einmal scheuen, im Hause Gottes am Altare des Herrn uns zu verhöhnen, uns zu kränken in unsern heiligsten Gefühlen? Wollt Ihr, Ihr freien Männer eines freien Volkes, solchen Frevel dulden? Ich weiß wohl, es sind viele unter Euch, welche sagen: „Nein, nein, wir wollen solchen Frevel nicht dulden, wir wollen den Pfaffen, der Spott getrieben hat mit dem Allerheiligsten,

10. Verschüttete Römerstädte, die Römer in den Provinzen, Lager und Soldatenleben, Religion und Philosophie, der Ausgang des römischen Weltreichs - S. 25

1884 - Leipzig : Freytag [u.a.]
— 25 — „Quisquis amat veniat; Veneri volo srangere costas Fustibus et lumbos debilitare deae: Si pot[is] illa mihi tenerum pertundere pectus, Cu[r] ego non possim caput ill[i] srangere fuste?“ „Komme hierher, wer ließt; der Venus will ich die Rippen Brechen mit Prügeln uni) ihr weidlich die Schenkel zerßläun: Kann mir jene das zärtliche Herz im Busen zerreißen, Warum könnt' ich ihr nicht den Kopf mit Prügeln zerßrechen!" Ein Liebender wendet sich gegen seinen Nebenbuhler: „Si quis forte meam cupiet vioflare] puellam, lllum in desertis montibus urat Amor.“ „Wenn jemand mein Mädchen zu verführen gewillt ist, Ihn verzehre die Ließ' einsam im rauhen Geßirg." Was ein anderer variierte: „Quisquis meam f rivalis amicam lllum secretis montibus ursus edat!“ „Wenn mir die Freundin von einem Rivalen tierberßt wird, Jir dem öden Geßirg möge ihn fressen der Bär." Ein dritter hat andere Schmerzen: „Vibius Restitutus hic solus dormivit et Urbanam suam desiderabat“. „Vibins Restitntns schlief hier allein (im Wirtshause) und schmachtete nach seiner Urbana." Manche Sprüche kommen wiederholt vor, z. B. der folgende: „Quisquis amat valeat pereat qui nescit amare Bis tanto pereat quisquis amare vetat.“ „Sei mir gegrüßt, wer da ließt: wer nicht kann ließen, der fliehe; Zweifach Fluch aber dem, welcher die Ließe verbeut." Dieses Graffito fand man im Hause des Banquiers L. Cäeilius Jneundus, das im I. 1875 ausgegraben wurde; der Inhalt desselben war aus zwei früheren Inschriften bereits bekannt. In dem Zimmer auch eines der letzthin ausgegrabenen Häuser stand an der Wand ein hübscher Gruß an ein Mädchen: Va[le] Modesta va[le]. Valeas ubicumq[u]e [e]s „Sei gegrüßt, Modesta, sei gegrüßt; Möge es dir wohl gehen, wo du auch bist."
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